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Wie Gedankenreisen mir geholfen haben – und auch Dir helfen können!

Viele kennen es, das Problem mit dem Einschlafen. Und viele kennen auch die unzähligen Tipps und Tricks, wie es mit dem lästigen Problem denn funktionieren soll. Auch ich habe sie alle schon durch: Abendliche Rituale mit Tee, die Abstinenz jeglicher Bildschirme eine Stunde vor dem zu Bett gehen, alles, was nicht zum Schlaf gehört strikt vom Ort Bett trennen. Sprich ins Bett wird nur zum Schlafen gegangen und auch nur dann, wenn man müde ist. Tagsüber sollte man sich auslasten, der Raum wird stets gut durchlüftet, es liegt ein leichter Duft von versprühten ätherischen Ölen in der Luft und das Zimmer wird von Aloe Vera, Einblatt, Grünlilie und Efeu geziert. All diese Bewältigungsstrategien habe ich durch und muss gestehen: Alle Ideen und Vorschläge sind gut und können dabei unterstützen. Sie helfen vielleicht dem ein oder anderen erfolgreich beim Einschlafen. Trotzdem gibt es für mich immer noch mehr Abende, in denen ich mich herumwälze, keine Schlafposition finde und die Gedanken in einem freudig lauten Karussell kreisen, als es Abende gibt, in denen diese Punkte nicht auf dem Abendprogramm stehen. Eine Zeit lang habe ich mich diesen hingegeben, mit der Annahme, dass ich wohl nie die richtige Bewältigungsstrategie für mich finden werde, mit der das Einschlafen garantiert funktioniert.

Vor einiger Zeit ist mir dann jedoch etwas eingefallen, das mir bereits als Kind geholfen hat Ruhe zu finden:

Die Gedankenreise

Eine Bewältigungsstrategie, welche ich mit etwa 13 Jahren durch eine Therapie erlernt habe. Zugegebenermaßen, es benötigt ein wenig Fantasie und Vorstellungskraft sowie auch ein wenig Übung. Doch je öfter man es macht, desto einfacher ist es!

Die Gedankenreise ist sehr individuell aber immer ähnlich aufgebaut. Der springende Punkt dabei ist, sich jeden Abend vorzustellen, an einen bestimmten Ort zu kommen. Dieser Ort ist immer der Gleiche. Der Vorteil dieser Strategie ist, dass die Gedanken keine Möglichkeit haben zu kreisen, da sie abgelenkt sind. Dadurch bekommt man die Möglichkeit Abstand zu den Gedanken die einen in einen Zustand der inneren Unruhe und Nervosität versetzen zu gewinnen. Bei dieser Strategie ist nicht das Ziel einzuschlafen, sondern sich von dem zu lösen, was einen vom Einschlafen abhält.

Ein Beispiel wie die Gedankenreise starten kann, kann wie folgt ablaufen: Du gehst zu Bett, egal ob Du ein Ritual für Dein Einschlafen durchgezogen hast oder nicht. Sobald Du merkst das Deine Gedanken anfangen zu kreisen, sei es  über das Aufrollen vom Erlebten oder die lange To-do-Liste für den kommenden Tag, lenkst Du Deine Gedanken bewusst auf einen Ort, den Du Dir im Kopf vorstellen kannst.

Diese Vorstellung kann wie folgt aussehen: Du stehst vor einem Haus. Das Haus kannst Du Dir vorstellen, wie Du es möchtest, Hauptsache es vermittelt Dir das Gefühl der Geborgenheit. Desto mehr Details Du Dir vorstellst desto besser. Eventuell hat Dein Haus einen Vorgarten mit bestimmten Pflanzen, einen Zaun aus einem bestimmten Material, mit dazu passendem Toren. Welcher Briefkasten schmückt den Eingang und wie sieht die Eingangstür aus? Das Haus könnte aus Ziegelsteinen gebaut sein oder auch eine ganz andere Fassade besitzen. Ist das Haus in einem modernen oder romantischen Stil gebaut? Nachdem Du Dir im Geiste das Haus auf Deine Weise gestaltet hast, kannst Du es betreten. Auch das Innere des Hauses stellst Du Dir so bildhaft vor, wie Du es möchtest. Alles ist erlaubt, alles ist Dir überlassen. Gestalte Dein Gedankenhaus wie es Dir am besten gefällt. Wenn es Dir schwerfällt etwas Eigenes zu kreieren, kannst Du Dir auch ein Haus vorstellen, das Du bereits kennst und schon gesehen hast. Wichtig ist nur, dass Du Dir Zeit nimmst, Dir die Dinge vorzustellen.

Als Nächstes gehst Du in Deinem Haus in ein Zimmer, das kann sich irgendwo im Haus befinden, egal ob im Keller oder im zweiten Stock. Skizziere vor Deinem inneren Auge den Weg durch das Haus in dieses Zimmer. Dieses Zimmer, welches Du betrittst, wird die Endstation Deiner Gedankenreise sein. Du kannst es nach Deinen Vorstellungen einrichten. Such Dir eine Farbe aus, die in dem Zimmer besonders präsent ist. Zum Beispiel ein dunkles Blau. Eventuell haben die Wand, der Teppich oder die Möbel, mit denen Du das Zimmer ausstattest, ebenfalls dieses blau. Lass die Einrichtung und die Farbe auf Dich wirken. Setzte Dich oder leg Dich in diesem Zimmer hin. Verweile, solange Du kannst oder möchtest in diesem Zimmer. Du kannst die Gedankenreise jederzeit beenden.

Wiederhole diese Gedankenreise jeden Abend. Am Anfang kann es sein, dass sie vermeintlich noch nicht viel bringt. Es kann sein, dass Deine Gedanken ständig abschweifen oder nach der Reise dort weiter kreisen, wo sie aufgehört haben. Das ist nicht schlimm und das darf auch so sein. Wichtig ist, sich nicht zu zwingen oder die Gedanken krampfhaft abschalten zu wollen. Kommen sie wieder, kannst Du die Gedankenreise einfach ein weiteres Mal antreten. Irgendwann wird Dein Kopf so erschöpft von der zu bewältigenden Vorstellungskraft sein, dass er wie von selbst einschläft. Ohne Druck, fast unbemerkt.

Je öfter Du Deine persönliche Gedankenreise antrittst, desto wirkungsvoller wird sie. Irgendwann reicht es sich die Farbe vorzustellen, die das Zimmer hat, um schläfrig zu werden. Und was soll ich sagen? Natürlich gibt es immer noch schlaflose Nächte, doch sie sind angenehmer. Ich bin entspannter und ruhiger, denn ich brauche keine Angst mehr vor meinem Gedankenkarussell haben, denn jeden Abend wandere ich durch den Wald zu meiner kleinen Hexenhütte im Wald, mit Garten, in dem ich mein Gemüse anbaue, einem Hühnerstall, einer auf der Veranda dösenden Katze und einem Hund der mich bereits Schwanz-wedelnd erwartet. Jeden Abend verbringe ich ein wenig Zeit an diesem Ort, an dem die Welt vollkommen heile ist. An diesem Ort hege, pflege und ernte ich mein Gemüse, kümmere mich um verletzte Waldtiere, sammle Kräuter und kuschle mit meinem Hund und meiner Katze. Wenn ich besonders unruhig bin und es mir schwerfällt, mich zu konzentrieren gehe ich einfach nur in mein dunkelblaues Zimmer, welches sich im Dachboden der kleinen Hexenhütte befindet.

Und nun viel Spaß beim eigenen Ausprobieren. 

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